Die alte Straße, die den Albrunpass oder Bocchetta d'Arbola (2409 m.) überquerte, führte von der Talsohle des Ossolatals bis ins Binntal und in die Innere Schweiz. Sie ist ein historisch wichtiger Transportweg der Alpen. Der Albrun ist, neben dem Simplon in den Ossolabergen, der niedrigste und leichteste Bergpass der lepontinischen Alpen. Während der Boccareccio-Pass, sowie die Pässe Cornera und Rossa durch imposante Felsschutzwälle für die Menschen schwierig, für Lastentiere überhaupt nicht, zu ersteigen sind, konnten die langen Karawanen der mit Waren beladenen Lastentiere auf dem geschotterten Maultierpfad des Albrun durchaus wandern. Eine große Karawanenstraße über die Alpen.
Die alte Albrunstraβe ist einer der "Kulturwege", die für die Schweiz von besonderem regionalem Interesse sind.
Die lepontinischen Alpen, nicht weit weg vom Gotthard, an dem Flüsse entspringen, die dann in alle vier Himmelsrichtungen fließen, waren schon immer ein bedeutender orographischer Knotenpunkt des Alpenverkehrs: die Albrunstraße führt ins Binntal, der Gries führt in den Hasli und ins Oberland, der San Giacomo-Pass (der "Berg von Valdolgia") führt nach Airolo im Tessin.
Die “Strada d’Antigorio” nach Baceno, Devero und Albrun (der “untere Pass” um ihn vom oberen bzw. "dem Gletscher” des Gries zu unterscheiden) war über viele Jahrhunderte die wichtigste Handelsader zwischen Wallis und der Lombardei. Der Albrun wurde sogar auf alten Karten als "Pass zur Lombardei" (Pass gegen Lombardy, Sebastian Munster, 1550) vermerkt oder auch als "Pass nach Mailand" (Pass auf Mailand, Gabriel Walser, 1768).
Im Mittelalter, als die Menschen begannen die alten Alpenpässe zu überqueren um Waren und Ideen auszutauschen, gewannen die Raststätten von Baceno und Ernen an Bedeutung. Die Dörfer am Fuß des Passes (Baceno, Binn, Ernen) werden von Historikern als "Passsiedlungen" bezeichnet, die sowohl zu Handelszwecken wie von Schäfer genutzt wurden. Bis zum XIII und XIV Jahrhundert, als die Gondoschluchten am Simplon mit an den Fels befestigten Holzstegen ausgerüstet wurden, war der Albrunpass das "Tor zur Lombardei". Weizen, Wein, Seide und Gewürze aus dem Orient wurden nach Norden hinauf gebracht, während Salz, Käse und Vieh hinunter in den Süden gebracht wurden. In Baceno und Croveo wuchsen ganze Händlerdynastien, die durch die Alpen Europas reisten. Auch Salz aus den Salzwerken in Hall bei Salzburg wurde über die "Querstraße" am San Giacomo-Pass, Scatta Minoia und Albrunpass (Bocchetta d'Arbola) auf den Markt nach Ernen geschmuggelt. Die Händler entwickelten ein verzweigtes Netz transalpiner Beziehungen mit Uri und Unterwalden im Schweizer Kanton. Sie reisten auf den hohen Pässen und besaßen Wiesen und Weiden zur Versorgung der Herden, die sie in der Schweiz kauften und auf den Märkten in der Lombardei wieder verkauften. Sie besaßen auch Weinkeller zur Lagerung von Wein und Käse.
Die Route auf der alten Albrunstraße kann in drei Etappen auf leichten und gut ausgeschilderten Wegen erfolgen. Streckenweise wandert man auch heute noch auf den alten geschotterten Maultierpfaden.
Die Route:
Via Arbola oder Albrunstraße
Die Etappen der Route:
ALBRUNSTRASSE: Etappe 1 - Von Baceno zur Devero-Alm
ALBRUNSTRASSE: Etappe 2 - von Devero bis Binn über den Albrunpass (Bocchetta d’Arbola)
ALBRUNSTRASSE: Etappe 3 - von Binn nach Mühlebach (Furgangen)